Lara

Die Fassade der Fürsorglichkeit einer Mutter bekommt an ihrem 60. Geburtstag Risse. Atmosphärisch dicht, visuell verspielt sowie bestens besetzt bis in die Nebenrollen, entsteht ein packend intensives Drama.

Just an ihrem 60sten Geburtstag gibt Laras Sohn Viktor ein großes Klavierkonzert. Um für ein volles Haus zu sorgen, kauft die Mama die verbliebenen 22 Karten kurzerhand auf, die sie an Freunde und Fremde verschenken wird. Die Karriere ihres Kindes war Lara schon immer wichtig. Vielleicht zu wichtig, weil sie selbst ihren Traum der gefeierten Pianistin einst aufgeben musste. Umso mehr will sie den Erfolg für Viktor um jeden Preis. Der krankhafte Ehrgeiz hat Spuren hinterlassen. Ehemann Paul (Rainer Bock) hat sich längst abgewendet, der sensible Sohn zog zur Großmutter aufs Land. Unter Kollegen sorgte die Härte der pensionierten Beamtin gleichfalls für frostige Stimmung. „Hat es Sie nie gestört, dass man Sie nie ausstehen konnte?“, bekommt sie von ihrer Nachfolgerin bei einem Besuch in der Behörde zu hören. Die vielen falsch gestellten Weichen in ihrem Leben rächen sich mit voller Wucht an diesem Geburtstag.

Ähnlich à la „Oh Boy“ setzt Jan-Ole Gerster auf diverse Episoden an einem einzigen Tag, die wie ein Kaleidoskop das überraschende Bild ergeben. Auch hier wird die melancholische Grundierung regelmäßig mit etlichen Komik-Farbtupfern versehen, sorgen absurder Humor und feinsinnige Situationskomik für die notwendige Entspannung. Tom Tykwers vielfach preisgekrönter Haus-Kameramann Frank Griebe zeigt mit visueller Originalität einmal mehr, dass er zu den besten seines Faches gehört. Raffinierter verspiegelt lässt sich Kaufhaus-Shoppen kaum inszenieren, selbst der triste Hansa-Platz von Berlin bekommt ein fast attraktives Antlitz. Überhaupt glänzt die Hauptstadt mit selten auf der Leinwand zu sehenden Schauplätzen in eindrucksvollem Farbkostüm. Die Besetzung fällt bis in kleine Nebenrollen mit großartigen Darstellern aus. Die Hauptlast trägt klar Corinna Harfouch, die diese Traumrolle mit scheinbarer Mühelosigkeit regelrecht zelebriert. Hier gelingt das schwierige Kunststück, eine wenig sympathische Figur für das Publikum interessant werden zu lassen, fast Empathie zu entwickeln.

Deutschland 2019
Regie: Jan-Ole Gerster
Darsteller: Corinna Harfouch, Tom Schilling, André Jung
98 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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